Lese- und Rechtschreibschwäche

Unzählige Menschen, darunter auch Berühmtheiten wie Albert Einstein, Agatha Christie, Tommy Hilfiger, Ingvar Kamprad etc. hatten Schwierigkeiten mit dem Lesen und/oder dem Rechtschreiben. Eine Lese- Rechtschreibschwäche muss also Erfolg nicht verhindern, aber in der Regel, dies wird von Langzeitstudien eindeutig belegt, behindert sie den Schul- und den Berufserfolg in einem starken Maße.

Da die Verursachungen von und auch die Hilfestellungen bei Schreib- und Leseproblemen unterschiedlich sein können, ist es angebracht, auch unterschiedliche Begriffe zu verwenden. So werden Schreib- und Leseprobleme, welche eine genetische Ursache haben als Legasthenie, durch verschiedene Begebenheiten erworbene als Lese- Rechtschreibschwäche bezeichnet (LRS). Egal ob eine Legasthenie oder eine LRS vorliegt, beides ist unabhängig von der Intelligenz!

Legasthenie – was bedeutet das? Pädagogische Definition: Ein legasthenes Kind nimmt seine Umwelt differenziert anders wahr. Seine Aufmerksamkeit lässt nach, wenn es auf Symbole wie Buchstaben trifft, da es sie durch seine differenzierten Sinneswahrnehmungsleistungen anders empfindet als nicht legasthene Menschen. Dadurch ergeben sich Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens oder Schreibens. (Dr. Astrid Kopp-Duller) Diese Kinder haben eine besondere Informationsverarbeitung und dadurch bedingt eine besondere Lernfähigkeit, welche an die pädagogisch-didaktische Interventionsebene hohe Anforderungen stellt.

Eine erworbene Lese- Rechtschreibschwäche oder auch eine Legasthenie vergehen nie von alleine, ohne eine entsprechende Förderung wird der Knoten nie platzen!

Gefördert werden kann eine Legasthenie genauso gut wie eine Lese-Rechtschreibschwäche! Allerdings benötigt die Therapie einer Legasthenie einen größeren Aufwand.
Etwa 4 – 7% aller Schüler sind von einer Legasthenie betroffen. Weitere 10 – 15% der Schülerinnen und Schüler haben es mit der leichteren Form einer Lese-Rechtschreibschwäche zu tun.

Gefördert werden sollte nur durch erfahrene Lehrkräfte. Eine bloße Nachhilfe oder ein bisschen schulischer Zusatzunterricht können hier nie den ersehnten Erfolg bringen!

Anzeichen einer Lese- Rechtschreibschwäche

Sie liegt eindeutig und offensichtlich vor, wenn ein Kind immer wieder zu viele Lese- oder Rechtschreibfehler macht! Insofern ist eine LRS auch für Eltern erkennbar. „Zu viele“ Fehler sind es dann, wenn die Leistungen im Lesen und im Rechtschreiben merklich unter den sonstigen Leistungen des Kindes bleiben! Es gibt direkte und indirekte Anzeichen einer Lese-Rechtschreibproblematik.

Direkte Anzeichen – Rechtschreibung

  • Selbst beim Abschreiben werden viele Fehler gemacht, aber auch in Diktaten und Aufsätze
  • Verwechslung ähnlich aussehender Buchstaben, z.B.: „dlau“ statt „blau“/ b-d
  • Verwechslung klangähnlicher Buchstaben: g-k, d-t, b-p
  • Auslassung oder Hinzufügung von Buchstaben
  • Vertauschung der Reihenfolge der Buchstaben, z.B.: „Fabirk“ statt „Fabrik“
  • Häufige Nichtbeachtung der Rechtschreibregeln: Dopplung, Dehnung, Auslautverhärtung, Groß- Kleinschreibung, unterlassene Ableitung vom Wortstamm (Morphem)
  • Kann sich beim Schreiben nicht richtig konzentrieren
  • Versucht sich vor dem Lesen und Schreiben zu „drücken“ oder verweigert sich zeitweise

Direkte Anzeichen – Lesen

  • Mühsam- stockendes, langsames und fehlerhaftes Lesen
  • Auslassen, Ersetzen, Verdrehen und Hinzufügen von Wortteilen und Wörtern
  • Vertauschen von Wörtern im Satz oder von Buchstaben in Wörtern
  • Startschwierigkeiten beim Vorlesen, langes Zögern, Verlieren der Zeile
  • Mangelhaftes Sinnverständnis des Gelesenen
  • Abwehrhaltung zum Lesen generell

Indirekte Anzeichen

Nicht selten bleibt eine Lese- Rechtschreibschwäche unentdeckt oder wird – leider auch von Lehrerinnen und Lehrern – verneint, so dass die anhaltenden Lese- und Rechtschreibprobleme einer vermeintlichen Minderbegabung, zu geringer Lernbereitschaft oder Konzentrationsmängeln zugeschrieben werden. Die schlechten Schulleistungen passen dann scheinbar ins Bild. Tatsächlich aber kann gerade umgekehrt die unerkannte LRS all die anderen schlechten Leistungen mit verursachen, denn in fast allen Fächern sind ja gutes Lesen und Schreiben die Voraussetzung für den Schulerfolg! Die vielen täglichen Misserfolge führen die Kinder dann allein auf sich selbst zurück, sie fühlen sich dumm, hoffnungslos und schämen sich. Nicht selten führt dies zu psychosomatischen Problemen wie Übelkeit, Bauchschmerzen und Kopfschmerzen, zu merklichen psychischen Problemen wie Versagensängste, mangelndes Selbstvertrauen, unerklärliche Traurigkeit oder zu gestörtem Sozialverhalten wie Wutanfälle und Aggressionen!

Eine Lese-Rechtschreibproblematik ist keine Behinderung, aber sie behindert in der schulischen Entwicklung und in der Entwicklung einer gesunden Persönlichkeit!